Navigation und Service

Anderen das Lernen erleichtern

Geprüfte Aus- und Weiterbildungspädagoginnen und ‑pädagogen sind Profis im Lehren: Sie können Bildungsmaßnahmen so gestalten, dass Teilnehmende erfolgreich und mit Freude Kurse absolvieren.

Neon-Typo in gelb: „Aufstiegsfortbildung zum Geprüften Aus- und Weiterbildungspädagogen/zur Geprüf-ten Aus- und Weiterbildungspädagogin. Neon-blaues Icon mit einem Menschen vor einer Tafel.
© BMBF

Neue Forschungen in Psychologie und Neurowissenschaften zeigen, dass Lernen aus konkreten Erfahrungen und in selbst entwickelten Lernsituationen eine wichtige Ergänzung zum formellen Lernen darstellen. Diese Erkenntnisse haben sich in den vergangenen Jahrzehnten in den Curricula und der Didaktik an Lerninstitutionen in Deutschland verbreitet. Auch die Aufstiegsfortbildung zum Geprüften Aus- und Weiterbildungspädagogen/zur Geprüften Aus- und Weiterbildungspädagogin, die es seit 2009 gibt, trägt diesen Einsichten Rechnung. Zuvor war die Ausbildereignungsprüfung (AEVO) die klassische Voraussetzung für Ausbilderinnen und Ausbilder in Industrie und Handwerk. Der neue Abschluss sollte sicherstellen, dass Auszubildende in zeitgemäßer didaktischer und methodischer Weise unterrichtet werden.

Über die Ausbilderfunktion zur Weiterbildung

Eine zentrale Aufgabe von Aus- und Weiterbildungspädagoginnen und ‑pädagogen besteht darin, junge Menschen zu befähigen, selbstständig zu lernen, damit sie später zu Problemlösungen und eigenständigen Entscheidungen in ihrem Beruf in der Lage sind. Vom Lehren und Lernen begeistert ist Frank Brinkschröder, der im Gesundheits- und Bildungszentrum Oberberg bei Gummersbach junge Kräfte in unterschiedlichen Berufen des Gesundheitswesens unterrichtet. Der 45-Jährige begann seine berufliche Laufbahn als Rettungssanitäter im westfälischen Salzkotten und kam über die Ausbilderfunktion im Rettungsdienst zur Qualifizierung als Aus- und Weiterbildungspädagoge. „Mein Ziel war es, mich selbst einzubringen und junge Menschen fürs Lernen zu begeistern“, sagt er.

Brinkschröder absolvierte die Fortbildung an der Alanus Hochschule in Bonn, denn diese bot ein Modell an, das es ihm erlaubte, nach dem Abschluss als Aus- und Weiterbildungspädagoge noch weiter zu lernen. Anschließend erwarb er  den Abschluss Geprüfter Bildungspädagoge, der ein Äquivalent zum Master ist. Während der Fortbildung bezog er das Aufstiegs-BAföG. „Das hat mir in dieser Zeit sehr geholfen“, sagt er.

Für Inhalte begeistern

Sein berufliches Ziel war und ist es, junge Menschen so zu unterrichten, dass sie sich für Inhalte begeistern und sich eigenständig neuen Lernstoff erarbeiten. Brinkschröder erklärt, wie Aus- und Weiterbildungspädagoginnen und -pädagogen vorgehen: „Es gibt zum Beispiel eine Ausgangssituation, zu der die Schülerinnen und Schüler gebrieft werden.“ Für junge Rettungskräfte kann das Szenario so aussehen: Sie kommen zu einem Patienten, bei dem der Verdacht auf Herzinfarkt besteht. Die Kursteilnehmenden setzen sich dann mit der Situation auseinander und arbeiten die spezifischen Herausforderungen der Situation heraus. „Sie recherchieren unklare Begriffe, formulieren Hypothesen und entwickeln Lern- und Arbeitsaufträge, die sie anschließend bearbeiten“, erklärt Brinkschröder weiter. So nähern sie sich über eine konkrete Aufgabe dem neuen Lernstoff an und lernen ihn durch eigene Aktivität.

Lernprozesse begleiten statt zu dozieren

Der Unterschied zur klassischen Lernform im Klassenzimmer mit der Lehrkraft an der Tafel ist offensichtlich. Aus- und Weiterbildungspädagogen arbeiten „problem-basiert“, wie Brinkschröder sagt. Hier sieht er viele Parallelen zu den Herausforderungen des Alltags. „Das Leben verläuft in gewisser Weise auch in Projekten – Schulzeit, Heirat, Kindererziehung“, nennt er als Beispiel. Menschen müssten auch in diesen Situationen Wissen aus vielen Bereichen zusammenziehen und verknüpfen. „Beim Hausbau muss ich mich mit Planungsrecht, mit Materialien und mit Mathematik beschäftigen – es gilt, die Details zu beleuchten und in Zusammenhang zu bringen.“ Genauso müsse auch moderner Unterricht vorgehen, und er gibt ein weiteres Beispiel: „Dreisatz sollte nicht für sich als Theorie unterrichtet werden, sondern die Lernenden sollten ihn am Beispiel üben.“ Aus- und Weiterbildungspädagoginnen und -pädagogen übernehmen die Rolle von Lernprozessbegleitungen. Brinkschröder ist mittlerweile als bestellter Prüfer bei der Industrie- und Handelskammer Bonn-Rhein-Sieg für die Aus- und Weiterbildungspädagogen tätig. „Das Interesse an der Fortbildung steigt ständig an. Die Teilnehmer wollen sich persönlich weiterentwickeln und ihr Wissen um das moderne, erfolgreiche und auch nachhaltige Lernen weitergeben“, sagt er.

Ablauf und Voraussetzung

Voraussetzung für die vom AFBG geförderten Fortbildung zum Geprüften Aus- und Weiterbildungspädagogen/zur Geprüften Aus- und Weiterbildungspädagogin ist ein Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf und eine ein- oder zweijährige Berufspraxis. Neben den Kenntnissen in Lernprozessen und Lernbegleitung erwerben die Teilnehmenden der Qualifizierung auch Wissen zur Organisation und Planung beruflicher Bildung sowie zur Qualitätssicherung. Laut Rahmenlehrplan werden 535 Unterrichtsstunden (in Teil- oder Vollzeit) empfohlen. Der Abschluss befindet sich auf Meisterebene. Die Prüfung wird an der Industrie- und Handelskammer abgelegt. Typische Einsatzorte für Geprüfte Aus- und Weiterbildungspädagoginnen und ‑pädagogen sind betriebliche Lehrwerkstätten, Förderinstitutionen für benachteiligte Zielgruppen und Stätten der überbetrieblichen Ausbildung.